crowdfunding – crowdinvesting
Finanzierungsarten Crowdfunding und Crowdinvesting
Crowdfunding ist die Finanzierung eines Projekts über einen „Schwarm“ von Anlegern (engl. crowd = Schwarm). Das Crowdinvesting ist praktisch diese Finanzierungsform aus der Sicht der Anleger, allerdings bezeichnet man mit diesem Wort auch eine von mehreren Formen des Crowdfundings, bei der die Anleger an der Rendite des Projekts beteiligt werden. Das ist nicht bei allen Formen des Crowdfundings der Fall. Dieses wird beispielsweise auch zum Einsammeln von Spenden eingesetzt. Eine international geläufige Bezeichnung für das im Deutschen erfundene Wort „Crowdinvestment“ lautet „equity-based crowdfunding“.
Wozu dient Crowdfunding generell?
Diese Finanzierungsform dient privaten Projekten ebenso wie der Etablierung innovativer Produkte sowie der Finanzierung von Immobilien und Start-ups. Auch etablierte Unternehmen setzen sie gelegentlich ein. Das Grundprinzip lautet: Viele Menschen beteiligen sich finanziell mit meistens eher kleinen Beträgen an einem Projekt. Dessen Betreiber initiieren das Crowdfunding, wozu es diverse Plattformen gibt. Die Crowd, also die Menge der an der Finanzierung beteiligten Personen, erhält je Crowdfundingmodell unterschiedliche Gegenleistungen für ihr Engagement.
Folgende Modelle sind gängig:
- Vorverkauf per Crowdfunding: Viele künstlerische Projekte, darunter Filme, werden per Crowdfunding finanziert. Die Anleger zahlen im Prinzip das Geld für eine oder mehrere Eintrittskarten für einen Kinofilm (alternativ für den Bezug des Online-Streams). Dadurch entstehen die Einnahmen, bevor der Film gedreht ist. Die Anleger riskieren wenig bis auf einen schwachen Film, für den sie aber nicht mehr als das Eintrittsgeld bezahlt haben. Die Produzenten umgehen das Risiko, dass der Film an der Kasse floppt. Ein in Deutschland sehr bekanntes Beispiel war ab 2011 die Finanzierung von „Stromberg – Der Film“ mit Rainer Maria Herbst per Crowdfunding, die großartig geglückt ist. Der Film wurde 2014 gedreht und kam kurz darauf in die Kinos. In diesem Fall wurden die Anleger über den Bezug von Eintrittskarten hinaus am Gewinn beteiligt.
- Spenden: Wie erwähnt werden Spenden für diverse Projekte gern per Crowdfunding eingesammelt.
- Crowdinvesting: Die Anleger investieren unterschiedlich hohe Beträge in ein gewinnorientiertes Projekt. Sie werden an der Rendite beteiligt. Diese kann sehr hoch ausfallen, allerdings besteht auch immer das Risiko einer schwachen Rendite, gar keiner Rendite bzw. von mehr oder minder hohen Verlusten (bis hin zum Totalverlust).
- P2P-Kredit: Peer-to-Peer-Kredite sind eine Form des Crowdfundings, bei dem die Menge der Anleger einen Kredit zu einem zuvor vereinbarten Zinssatz gibt. Diese Kredite nehmen Gewerbetreibende ebenso wie Privatpersonen in Anspruch.
Besonderheiten beim Crowdinvesting
Das Crowdinvesting zeichnet sich durch die Besonderheit aus, dass es sich fast immer um Projekte handelt, die zu einem hohen Gewinn führen können, aber mit so vielen Unsicherheiten behaftet sind, dass die Initiatioren dafür weder einen Kredit erhalten noch Equitykapital (Beteiligungen) akquirieren können. Entweder haben sie das schon erfolglos versucht, oder sie schätzen die Erfolgsaussichten der klassischen Finanzierungsformen von vornherein als sehr gering ein und setzen daher gleich auf Crowdinvesting. Es kann sich um sehr interessante Projekte handeln, Biotech ist ein bekannter Bereich. Dort werden zum Beispiel neue Medikamente entwickelt, von denen die Start-ups nicht wissen, ob sie überhaupt eine Marktzulassung erhalten. Das ist in der Pharmabranche gang und gäbe, allerdings verfügen große Pharmafirmen über ausreichend viel Kapital, um ein Medikament fünf bis zehn Jahre lang zu entwickeln.
Scheintern möglich
Selbst wenn es scheitert, also nicht zugelassen wird oder nur sehr wenig Gewinn generiert, können sie das verschmerzen. Im Prinzip setzen sie auf die Blockbuster, zu denen eines von vielleicht 1.000 entwickelten Medikamenten wird (Aspirin, Viagra & Co.). Diese bringen so viel Gewinn, dass immer wieder auf Risiko an neuen Medikamenten geforscht werden kann (und muss!). Ein Start-up kann sich das nicht leisten, hat aber möglicherweise eine glänzende Idee inklusive entsprechender Vorarbeiten in der Pipeline.
Nun sammelt es per Crowdinvesting das Geld ein, um diese Idee umzusetzen. Die Anleger hoffen auf ein neues Aspirin oder Viagra, mit dem sie mehrere Hundert oder gar Tausend Prozent Gewinn generieren können. Das Risiko, dass dies nicht gelingt, kann hoch sein. Jedoch investieren die Anleger auch nur entsprechend kleine Summen, deren Verlust sie verschmerzen könnten. Wenn aber die Crowd (der Schwarm) groß genug ist, gelingt die Finanzierung. Ein weiteres wichtiges Beispiel ist die Immobilienfinanzierung, die aber im Gegensatz zur Biotechbranche als deutlich risikoärmer gilt. Allerdings sind dort auch nicht solche Traumrenditen zu erwarten.
Wachsender Crowdinvesting-Markt
Die Idee des Crowdfundings mit all seinen Ausprägungen ist nicht grundsätzlich neu, man kennt sie schon aus dem 18. Jahrhundert. Ein prominentes Beispiel war die 1885 erfolgte Finanzierung des Sockels der New Yorker Freiheitsstatue per Crowdfunding. In diesem Fall handelte es sich um ein Spendenprojekt, viele New Yorker gaben dafür etwas Geld. Auch P2P-Kredite und das renditeorientierte Crowdinvesting kennt man schon lange. Einen neuerlich Aufschwung erhielt die Idee aber mit dem Onlinezeitalter, weil nun die Crowd sehr schnell auf einer Plattform zu versammeln ist. Betreffende Plattformen bieten wiederum viele Crowdfunding– und auch viele spezielle Crowdinvestingprojekte an. Der Markt wächst rasant. Für das Jahr 2019 verzeichnete der deutsche Crowdinvest Marktreport einen Zuwachs um 41,9 %, wobei das Gesamtvolumen 422 Millionen Euro betrug.
Wie läuft ein Crowdfunding ab?
Das Crowdfunding läuft rein schematisch in diesen vier Schritten ab, wobei es in der Praxis Abweichungen geben kann:
- Projektvorstellung
- Finanzierungsphase
- Projektumsetzung
- Gegenleistung (Durchführung eines spendenfinanzierten Projekts, Realisierung eines Kunstprojekts und Einladung der Crowd als Zuschauer, Rückzahlung eines Kredits plus Zinsen, Ausschüttung der Rendite beim Crowdinvesting)
Neben Abweichungen gibt es wie erwähnt auch Mischformen. So bekamen die Finanzierer von „Stromberg – Der Film“ zunächst Eintrittskarten und später auch noch eine Gewinnbeteiligung.
Welche Vorteile ergeben sich durch Crowdfunding?
Investoren und Projektanten profitieren vom direkten Weg zueinander. Mittelsleute wie eine Bank oder eine Beteiligungsgesellschaft gibt es nicht. Diese verursachen Reibungen und können allein durch ihre Meinung zum Projekt dieses gefährden. Crowdfunding basiert ja gerade auf dem Ansatz, dass nicht eine Einzelperson oder eine kleine Gruppe von Investoren den möglichen Erfolg oder Misserfolg abwägt und dann über die Finanzierung entscheidet.
Durch den Schwarm der Anleger diversifizieren beide Seiten ihr Risiko: Die Initiatoren sind nicht auf einen oder wenige Geldgeber angewiesen, die Anleger verlieren schlimmstenfalls nicht viel Geld. Sie können gleichzeitig in mehrere solcher Projekte investieren. Im Gegenzug locken beispielsweise beim Crowdinvesting teilweise enorme Renditen (siehe oben). Auch die Zinsen für P2P-Kredite fallen recht hoch aus. Solche Renditen gibt es am konventionellen Anlagemarkt im Jahr 2021 kaum irgendwo, es sei denn, jemand würde erfolgreich an der Börse spekulieren.
Trackbacks & Pingbacks
[…] Blockchain-Technologie, auf der viele Kryptowährungen basieren, wird von immer mehr Aktien-Unternehmen für revolutionäre Innovationen und Geschäftsmodelle genutzt. Hier werden einige […]
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!